Zentrum für Ethik und Verantwortung (ZEV)
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In den anwendungsorientierten, alltagsnahen und praxisbezogenen Bereichsethiken wie etwa der Technik-, Medizin- und Pflegeethik steht die ethische Reflexion und kritische Einschätzung von Sachverhalten, Handlungsoptionen und -mitteln auf der Tagesordnung. So hat etwa insbesondere in der Ethikberatung sowie im Rahmen der Durchführung und Moderation ethischer Fallbesprechungen im Gesundheitssektor und in der Sozialen Arbeit das Modell von Tom L. Beauchamp und James F. Childress (2009), das auf den vier Prinzipien der Autonomie, Fürsorge, Nichtschaden und Gerechtigkeit baut, Tradition. Mit Blick auf eine ethische Bewertung von Technologien v.a. für die Medizin, Therapie und Pflege erlangte das MEESTAR-Modell (Manzeschke et al. 2013; Weber 2015) eine gewisse Bekanntheit. Schließlich lässt sich noch das am Institut Mensch, Ethik und Wissenschaft (IMEW) entwickelte und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Projekt FreTiP – Fragen zur ethischen Reflexion von digitalen Technologien in der Pflegepraxis (Grüber et al. 2023) als aktuelles Beispiel für ein solches Evaluationsmodell anführen.
Polyamorie und Ethik
(2023)
„Polyamorie“ ist die Bezeichnung für das explizite und konsensuelle Eingehen mehrerer Liebesbeziehungen zur selben Zeit. Mit polyamoren Konstellationen korreliert, dafür wird in diesem Beitrag argumentiert, eine Ethik der Beziehungsgestaltung und sie schließen darüber hinaus für gewöhnlich das Teilen äquivalenter gesellschaftspolitischer Prämissen ein, auf die im Folgenden an einigen Stellen hingewiesen wird. Eine Ethik der Polyamorie umfasst zwei Eigenschaften: Polyethiken brechen zum einen mit dem traditionellen Verständnis vom Individuum oder Handlungssubjekt. Ich werde zeigen, dass polyamoren Beziehungsnetzwerken und der Ethik, die in ihnen idealiter gelebt wird, ein relationales Denken zugrunde liegt. Zum anderen zeichnen sich Polyethiken durch ein besonderes Augenmerk auf die Beziehungen, die als poly bezeichnet werden können, aus, in denen typischerweise eine Reihe von Werten realisiert werden. Zuvor gilt es allerdings, das Verständnis von Liebe zu definieren, das nach meinem Verständnis einem Polycule bzw. polyamoren Beziehungsnetzwerken im Allgemeinen zugrunde liegt.
Einleitung: Polyamorie
(2023)
Die Vorstellung, dass wir mehrere Menschen zugleich lieben können, wird in modernen, westlich geprägten Gesellschaften sowohl als fast trivialerweise wahr anerkannt, als auch als grundsätzlich verfehlt abgelehnt. Während beispielsweise kein Zweifel daran besteht, dass wir üblicherweise unsere Eltern und zeitgleich etwaige Geschwister sowie umgekehrt Eltern für gewöhnlich alle ihre Kinder lieben und wir zudem zumeist mehrere enge und tiefe Freundschaften pflegen, ist die gesellschaftlich vorherrschende Auffassung von romantischer Liebe weitgehend von der Idee geprägt, dass es sich ausschließlich um exklusive Zweierbeziehungen handeln könne. Darüber hinaus haftet allen von der romantischen exklusiven Paarbeziehung abweichenden Formen, Liebe in Beziehungskonstellationen zu leben, eine diese moralisch mindestens als implizit fragwürdig, wenn nicht sogar offen als verwerflich kennzeichnende Be- beziehungsweise Verurteilung an. Tatsächlich gibt es allerdings viele Alternativen zur Monogamie. Der vermutlich berühmtesten, der Polyamorie, widmet sich der vorliegende Schwerpunkt. Das Wort „Polyamorie“ ist ein griechisch-lateinischer Hybrid (griech. polýs, viel/mehrere; lat. amor, Liebe) und die Bezeichnung für das zeitgleiche und konsensuelle Eingehen mehrerer Liebesbeziehungen. „Polycule“ ist das englische Kunstwort für eine ganze Reihe deutscher Ausdrücke für polyamore Beziehungsmodelle wie etwa auch „konsensuell- nichtmonogames Beziehungsnetzwerk“, „Sorgegemeinschaft“, „Wahlfamilie“ oder „Polykül“. Polyamore Beziehungsmodelle sind demnach breit gefächert und können letztlich alle möglichen Beziehungskonstellationen zwischen Personen umfassen, die einander auf die eine oder andere liebende Weise nahestehen. Dieser Schwerpunkt wirft vereinzelt Schlaglichter der philosophischen und ethischen Reflexion auf einige der Fragen und Herausforderungen, die sich hinsichtlich ethischer Polyamorie stellen beziehungsweise die mit dieser Form der nichtmonogamen Beziehungspraxis und -haltung einhergehen. Unsere Autor*innen eröffnen Diskussionsräume über einige grundlegende Aspekte einer Auseinandersetzung mit dem Phänomen der Polyamorie. Damit stecken wir mit diesem Schwerpunkt das große Feld der philosophischen und ethischen Analyse rund um die Polyamorie lediglich grob ab – eine systematische und umfassende philosophische Auseinandersetzung mit dem Phänomen der Polyamorie muss an anderer Stelle erfolgen. Nichtsdestotrotz erleichtern wir mit diesem Schwerpunkt den Einstieg in die vielfältigen philosophischen und ethischen Fragen, die sich mit dem Phänomen der Polyamorie ergeben und bereiten den Grund für eine dezidierte und genaue Auseinandersetzung mit den Herausforderungen, vor die wir uns mit ihr gestellt sehen.
The UN Declaration on the Right to Development (UNDRTD) adopted in 1986 and the 2030 Agenda for Sustainable Development adopted in 2015 share a universal concept of development that refers both to individual and collective dimensions of prosperity and thus includes the rights of future generations.2 They thus offer a definition of the relationship between development and human rights that is very relevant for the 21st century. The core norm of the UNDRTD has been defined later as “the right of peoples and individuals to the constant improvement of their wellbeing and to a national and global enabling environment conducive to just, equitable, participatory and human-centred development respectful of all human rights”3.
The increasing ubiquity of Artificial Intelligence (AI) poses significant political consequences. The rapid proliferation of AI over the past decade has prompted legislators and regulators to attempt to contain AI’s technological consequences. For Germany, relevant design requirements have been expressed by the European Commission’s High-Level Expert Group on Artificial Intelligence (HLEG AI), and, at the national level, by the German government’s Data Ethics Commission (DEK) as well as the German Bundestag’s Commission of Inquiry on Artificial Intelligence (EKKI).
Wie KI Innere Führung lernt
(2022)
Dass sich künstliche Intelligenz (KI) weltweit ausgebreitet hat, ist eine Binsenwahrheit. Die rasche und unaufhaltsame Proliferation von KI der letzten zehn Jahre spricht für sich, und längst ziehen auch Gesetzgeber und Regulierungsbehörden nach, um KI und ihre Technikfolgen einzuhegen. Für Deutschland relevante Gestaltungsanforderungen haben die High-Level Expert Group on Artificial Intelligence der Europäischen Kommission (HLEG AI) und auf nationaler Ebene die Datenethikkommission der Bundesregierung (DEK) und die Enquetekommission Künstliche Intelligenz des Deutschen Bundestags (EKKI) geäußert.
Dass die weitgehende kommerzielle Datenausspähung der großen Internetunternehmen nicht allein ein Problem der davon betroffenen Bürgerinnen und Bürger ist, sondern letztlich auch weitreichende gesellschaftliche Folgen hat, wurde mit dem Aufkommen des Rechtspopulismus in den USA, Brasilien und Europa zum Thema mindestens der Diskussion in Fachkreisen. Hass und Hetze im Netz, Fake News, politische Wahlwerbung und Manipulation in Social Media sind als Bedrohung für die freiheitlichen Demokratien westlicher Ausprägung unübersehbar geworden.
Wo individuelle Nutzenkalküle und geteilte Erwartungen enden, beginnt das Terrain der Kunstfertigkeit. Unter der Annahme, dass politisches Entscheiden als pragmatischer Problemlösungs- und Abwägungsprozess zu betrachten ist, rollen die Beiträge dieses interdisziplinär angelegten Bandes die Frage neu auf, wie in der Politik unter Bedingungen begrenzter Rationalität Handlungsalternativen entworfen, verhandelt und ausgewählt werden. Die Pandemie hat diesem Anliegen eine ungeahnte Dramatik verliehen, eingeübte Grundsätze, Entscheidungsarenen und Praktiken der Politik stehen mehr denn je zur Disposition. Es ist an der Zeit, diese neu zu vermessen.
(Verlagsangaben)
Orešković and Porsdam Mann draw a distinction between ‘fast’ and ‘slow’ science. Whereas the latter involves rigorous and laborious adherence to the scientific method, the former represents the reality that much scientific work faces time pressures which at times force shortcuts. The distinction can be seen to operate in contemporary research into the coronavirus pandemic: whereas the development of vaccines and treatments usually requires years of meticulous laboratory work and several more years of clinical testing, the many millions suffering from the disease need a treatment now. However, by taking too many safeguards off the treatment discovery and testing pipelines, or by refusing to act in accordance with scientific advice, governments risk sacrificing the public’s trust not only in the government’s scientific bona fides but in the scientific process itself. This is a heavy price to pay, argue Orešković and Porsdam Mann, and point to evidence indicating that the success of Germany and Japan in combating COVID-19 can be traced to public trust in science and government, as well as scientifically-informed and respectful national leadership.
Zwischen Gut und Böse
(2021)
Any political phenomenon can only be properly understood in its broader con-text. Questions of international cooperation are thus necessarily framed by his-torical processes and relations of power. We therefore start our first discussion with an examination of the global ‘status quo’ and embed the topic of this pub-lication, ODA graduation, into the shifting world order, analysing current roles and settings in international relations and identifying changes in positions, sta-tus and categories. What are the overarching issues determining world politics and who are the old and the new actors driving them? What is the impact of these global shifts on international cooperation, especially development coop-eration? Of what relevance are roles, status and categories and what is the im-pact of changes in positions and relations? What challenges face multilateralism and what ways exist to maintain and renew strategic partnerships and shared values?